Eine neue Strategie im Umgang mit der AfD: Die Guten sollen von den
Bösen separiert werden. Deshalb wird jetzt die Facebook-Kontrolle durch
linke Truppen verschärft und mit mehr Steuermitteln verbessert.
Politik und Medien haben sich nach der Wahl einen freundlicheren
Tonfall gegenüber der AfD verordnet. Gleichzeitig werden jedoch neue
Geschütze im „Kampf gegen Rechts“ in Stellung gebracht, die noch härter,
auch und vor allem gegen die AfD, wirken sollen als je zuvor. Solange
die Groko in der Einwanderungskrise derart versagt, werden weitere
Erfolge der AfD kaum zu verhindern sein.
Dämonisierung allein wird nicht helfen
Bis zu den drei Landtagswahlen am 13.März hatte das
Allparteienbündnis gegen die AfD auf Dämonisierung der Partei gesetzt,
auf die Erzeugung eines negativen Selbstwertgefühls bei jedem Wähler,
der sich mit einem Kreuz für die „Unpartei“ befasste. Die Hoffnung die
Partei klein und schmutzig zu reden und mit den stereotypen Salven der
schon immer inhaltsleeren Wortgebilde wie „rechtspopulistisch,
rechtsradikal, nazimäßig“ usw. kurz und klein zu schießen und den Rest
dieser Arbeit auf der Straße durch Linksradikale erledigen zu lassen,
hat offenkundig
nicht das gewünschte Ziel erreicht.
Trotz des überraschend guten Wahlergebnisses für die AfD in allen
drei Bundesländern spricht vieles dafür, dass die Dauerbemakelung der
AfD und ihres Personals viele Menschen auch davon abgehalten hat, den
tatsächlichen Schritt zu tun und die AfD zu wählen respektive sich
derzeit in den Umfragen für die AfD auszusprechen. Will sagen, die AfD
hat ihr Potenzial bis jetzt nicht ausgeschöpft. Das Gerede, das schon
vor der Wahl begonnen hatte, die AfD klein zu reden und ihr eine kurze
Halbwertszeit zu geben – Tenor, die Partei würde alsbald wieder
verschwinden – hat nach der Wahl sogar noch etwas zugenommen. Dieses
Kleinreden nach der Wahl, was ja dann auch die an die Wand gemalte
Gefahr, die die AfD darstellte, klein redet, wird jetzt allerdings nicht
weniger Menschen, sondern mehr Menschen dazu bewegen, bei der
Bürgerschaftswahl in Berlin und den noch anstehenden Kommunalwahlen und
dann vor allem bei der Bundestagswahl 2017 die AfD zu mandatieren.
Die Zeit arbeitet für die AfD
Nach allem, wie die Dinge stehen und liegen, wird man feststellen
müssen, dass die Zeit für die AfD arbeitet. Die AfD muss sich nicht in
Talkshows, zu denen sie inzwischen kräftig eingeladen wird, abarbeiten.
Sie kann relativ gelassen ihren Selbstfindungsprozess fortsetzen. Zum
Erfolg muss sie ihre Kraft darauf konzentrieren, das richtige Personal
in ausreichender Zahl für die besetzenden Personen vorzuhalten. Und die
AfD muss sicher auch nicht nur ein Programm schreiben, sondern auch ein
Programm werden, eine Programmpartei.
Schaut man sich die überbordenden Alles-und Nichts-Programme der
Union, der SPD und vorallem der Grünen, der Linken und auch der FDP an,
findet man viel bedrucktes Papier ohne große Relevanz. Die Parteien
haben eine lange Tradition und von der können sie ideell einigermaßen
leben. Für Sigmar Gabriel reicht aus, wenn er auf die 150-jährige
Tradition seiner guten alten SPD hinweist, 150 Jahre gespickt auch mit
Irrtümern. Allerdings zieht diese Karte zur Zeit nur noch bei ca. 22
Prozent der Wähler.
Seit den Wahlen hat der Regierungsapparat seine Strategie geändert.
In der verfassungsrechtlich etwas schwierigen Situation, dass dort die
Amtsträger regelmäßig in ihrer Doppelfunktion als Staatsdiener mit
Amtseid und zugleich als Parteifunktionär der Konkurrenten der AfD
agieren, drehen sie jetzt mit einer neuen zweigesichtigen Strategie auf:
Zuckerbrot und Peitsche für die AfD-Wähler, die jetzt in Gute und in
Böse selektiert werden. Die Guten, das sind die, die nicht ganz
unverständlich besorgt wären (eben war das „besorgt“ noch ein Beweis für
rechte Gesinnung) und deren Nöte die Politik vielleicht ein wenig
vergessen hätte. Und die Bösen, das sind die Unbelehrbaren, die keine
Einwanderung und immer noch ihr altes Deutschland wollen, das es nicht
mehr geben wird. So zum Beispiel Ralf Stegner sinngemäß in einem
Radiointerview am Wochenende: Die Guten, gar 2/3 der AfD-Wähler, so tönt
es nun aus allen etablierten Parteien müsse man aus der AfD heraus- und
zurückholen. Da muss man mal ein freundliches Wort geben oder auch mal
Kreide fressen, was selbst Ralf Stegner erstaunlich gut kann, und ganz
lieb sein zu den eigentlich guten Schäflein, die sich zur AfD nur
verirrt hätten. Aber die Bösen, so die neue Doppelstrategie, die sollen
in der AfD bleiben und die muss man mit samt der Partei mit aller Macht
und so ungefähr, mit allen Mitteln bekämpfen.
Zuckerbrot und Peitsche
Zur Doppelstrategie der Politik gehört aber auch die handfeste
politische Aktion, die das Kreidefressen dann wieder in ein ganz anderes
Licht hüllt:
Das hoheitlich initiierte, privat organisierte Kontrollieren der
Facebooknutzer, die in einem ungeschützten privaten ganz und gar offenen
Rechtsverhältnis zur Facebookorganisation stehen und sich also gegen
eine Kündigung, Löschung oder Sperrung nicht wehren können, wird
intensiviert. Die Mittel für den hoheitlich finanzierten und privat
organisierten „Kampf gegen Rechts“ wurden kurz nach der Wahl um 100 %
von
50 auf 100 Millionen Euro jährlich aufgestockt.
Und es wird, hoheitlich organisiert, unter dem Dach eines
gigantischen Aktionsbündnisses von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und
dem Zentralrat der Muslime, die sich vorallem vor Ort undercover als
Speerspitze gegen die AfD in Stellung bringen sollen, eine kleine
„Privat-Armee“ von 25.000 Schnüfflern mobilisiert, die sich jetzt bis
hin zu den Stammtischen unter die Bevölkerung mischen soll, um die AfD
auszuspähen und zu unterminieren. Dieses wohlfeile Aktionsbündnis, das
sich direkt nach der Wahl konstituiert hat, wird immerhin angeführt und
unterzeichnet von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD),
SPD-Generalsekretärin Katarina Barley, die Partei- und Fraktionschefs
der Grünen, die Linke-Parteichefs Katja Kipping und Bernd Riexinger, der
ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske, der Vorsitzende des Zentralrats der
Muslime, Ayman Mazyek und vielen andere sind auch dabei. Das ist
die Peitsche zum Zuckerbrot.
Und an dieser Stelle wird die ewige Achillesferse der Bundesrepublik
seit den siebziger Jahren auf eine sehr hässliche Art deutlich. Der
Kampf gegen die Extreme ist ein asymmetrisch über all die Jahre immer
unprofessionell gebliebener Kampf des Staates und der organisierten
Gesellschaft gegen die durchgängig aufgebauschte rechte Gewalt unter
Zuhilfenahme überbordender linker Gewalt, sprich linker gewaltbereiter
Menschen.
So können sich die häufig von Stütze lebenden Linksradikalen noch ein
schönes Zubrot in ihrem „heldenhaften“, meist anonymen und
unkontrollierten Kampf gegen Rechts verdienen. Klar, niemand will rechte
Gewalt und hoffentlich will auch niemand linke Gewalt. Die Realität
sieht jedoch so aus, dass unter dem Deckmantel des Kampfes gegen Rechts –
siehe die diversen Gewaltaktionen gegen AfD-Anhänger – nicht recht
zwischen der AfD und rechten Gewalttätern unterschieden wird. So ist der
hoheitlich organisierte, privat ausgeführte Kampf gegen Rechts de
facto, gewollt oder ungewollt, Teil der neuen sichtbar gewordenen
Doppelstrategie gegen die AfD: Zuckerbrot und Peitsche.
Die Medien vollziehen seit der Wahl einen erbärmlichen Eiertanz. Beispiel: Giovanni di Lorenzo, der kurz nach der Wahl in einer
Talksendung
innerhalb weniger Minuten von einer gewissen Akzeptanz der AfD sprach
und wenige Minuten später am selben Ort in derselben Sendung dem
erbarmungslosen Vernichtungskampf aller Demokraten gegen die AfD höchste
Priorität einräumte, ist prototypisch. Einen ähnlichen Tanz auf dem Ei
vollführen sehr viele Medien.
Wahlautomaten-AfDler
Ich war kurz nach der Wahl auf einer privaten Party, einem beinahe
etwas förmlichen Stehkonvent könnte man auch sagen. Typ arrivierter
Bürger mit Altbesitz. Dieses typische aufgeklärte Publikum macht sich
politisch die Hände nie schmutzig und spendet politisch korrekt und tut
alles was, man tut für das Gemeinwohl. Korrekt auch die gepflegte
Unterhaltung. Da kam irgendwie etwas unerwartet das Thema auf, dass
jemand von seiner überraschenden Erfahrung mit dem Wahl-O-Maten, die
kurz vor den Landtagswahlen aktiv waren, gemacht hätte. Man war immer
schon sozial, konservativ und liberal und hätte alle Fragen genauso
beantwortet wie immer. Ergebnis: AfD. Und dabei hätte man versucht den
vermuteten Fangfragen auszuweichen.
Es gab plötzlich einige Wahlautomaten- AfDler, die alle lachten und
feststellten, dass das ja gar nicht angehen könnte und sie hätten
natürlich auch ganz viele Übereinstimmungen mit der FDP und gar den
Grünen gehabt. Und es gab natürlich auch spitze Ohren und Nasen, die den
sofortigen politischen Tadel zum Ausdruck brachten: Es sei kein Spiel,
mit der AfD zu kokettieren.
Tatsächlich setzen die etablierten Parteien ihren geschlossenen Kampf
gegen die AfD fort, aber sie sind irritiert und suchen nach neuen
Strategien und verfallen dabei immer wieder in alte Muster.
Und: Es ist peinlich, sehr peinlich, wenn sich die Altparteien
angesichts ihres gigantischen Versagens in der sogenannten
Flüchtlingspolitik, auf die sie ihre Auseinandersetzung mit der AfD
kaprizieren, selber dadurch Kompetenz attestieren, dass sie den Wählern
gebetsmühlenartig vorpredigen, dass sie einsehen müssten, dass die AfD
nur heiße rechtskontaminierte Luft, aber leider gar keine Lösung
anbiete.
Noch ist die AfD Oppositionspartei und erfüllt ihren Auftrag
folglich, in dem sie die Regierung kritisiert. Wenn eine Regierung, die
täglich Versagerpolitik demonstriert, nichts Besseres anzubieten hat,
als eine kleine Oppositionspartei zu schelten, dann muss sich die
geschlossene Front der etablierten Parteien nicht wundern, wenn die
Wähler von Tag zu Tag mutiger werden und sich plötzlich trauen, ihr
Kreuz für die AfD auf den Wahlzettel zu malen.
Wer die AfD verhindern will, ist zunehmend gefordert, selber klare
Lösungswege der selbst gemachten Einwanderungsproblematik konsistent und
nachhaltig und glaubhaft anzubieten und vorzuführen. AfD-Schelte ist
kein Ersatz für gekonnte Einwanderungspolitik und so wirkt die zwischen
Säuseln und Brutalität schwankende Einheitspolitik gegen die AfD
naturgemäß kontraproduktiv gegenüber dem Anspruch die junge Partei
„stellen“ zu wollen, wie es jetzt immer so schön heißt.
Merkels Türkei-Deal ist nicht, wie von den sehr vielen Kritikern vorgeführt, in erster Linie ein Dokument größtmöglichen
politischen Versagens, sondern
Merkels Türkei-Deal ist ein Stück ungekonnter Quatsch-Comedie: Da ist
in dem Flüchtlings-Statement von 18.000 Syrern die Rede oder ganz
eventuell 54.000 Syrern, die in den nächsten Monaten wie auch immer aus
der Menge der Einwanderungswilligen herausselektiert in die
Bundesrepublik kommen könnten.
Dabei wissen Tünnes und Scheel doch längst, dass 60 Millionen
Menschen und mehr weltweit in Bewegung sind und von Ländern wie der
Bundesrepublik träumen und, dass im letzten Jahr 2 Millionen Einwanderer
plusminus – die Regierung weiß nicht annähernd wieviele – nach
Deutschland gekommen sind, wie das
statistische Bundesamt jetzt mitteilte.
Unbegrenzte Einwanderung, die Forderung der Grünen
Im September letzten Jahres musste die Merkel-Regierung einräumen,
dass 290.000 und mehr Einwanderer „unregistriert“, also in konkreto
unbemerkt in die Bundesrepublik eingereist sind. Und was heißt das jetzt
für die amtliche Statistik, die selber einräumt, dass sie die realen
Zahlen unterschätzt, man muss wahrscheinlich sagen,
runterschätzt? Was
sind 18.000 oder 54.000 aus Merkels Flüchtlingspakt Einwanderer gegen
die weltweite Realität und was ist obendrein der Preis für
Merkels merkwürdigen Türkeideal?
Angesichts einer solchen ungekonnten und die Interessen Europas
ausverkaufenden Politik Merkels wird sich die Kanzlerin sicher selber
darüber im Klaren sein, dass sie und ihre Groko die AfD de facto weiter
befördern. Merkels jetzt zur Schau gestellte Hoffnung, dass die anderen
EU-Länder sich an ihrer Aufnahme von Einwanderern beteiligen würden,
haben, wie der österreichische Außenminister bereits klarmacht, keine
nennenswerten Erfolgsaussichten.
Unbegrenzte Einwanderungs, das ist die Forderung der Grünen, die
damit ihr Wählerbiotop binden, aber die weit überwiegende Mehrheit in
allen anderen Parteien abschrecken.
Merkel steuert die Groko entgegen jetzt aufgekeimten Hoffnungen auf
eine Kurskorrektur der Kanzlerin eisenhart und unbeirrt weiter Richtung
Einwanderung, die sie jetzt mit einem merkwürdigen Trick zu legalisieren
versucht. Da alle Parteien, mindesten auf Sicht, eine Koalition mit der
AfD ablehnen, können auch die Wahlerfolge der AfD, auf die viele
setzen, keinen Politikwechsel bewirken und erst recht nicht schon
entstandene Fehlentwicklungen korrigieren. Die Politik der
Allparteien-Koalition gegen die AfD ist so wenig überzeugend für die
Wähler, dass sie kontraproduktiv wirkt.
Quelle:http://www.rolandtichy.de/kolumnen/bettina-roehl-direkt/afd-jetzt-zur-peitsche-das-zuckerbrot/