Wenn es November wird in Deutschland, irrt Germania öfter mal im
Nebel umher. Erster Frost legt sich aufs Land, Wege und Straßen
verschwinden unter Bergen von Blättern, es dunkelt mächtig.
Plötzlich geschehen ungeheure Dinge, auch ungeheuerliche: Kriege
enden, Kaiser danken ab, Bürgerkriege brechen aus. Fenster
splittern, Menschen werden gejagt. Der deutsche November riecht
nach heißer Asche, Angstschweiß und modrigem Laub.
Im
"deutschen Herbst" verwandelte sich die
Bundesrepublik 1977 in die Heimat der German Angst. Terroristen
hatten Hanns Martin Schleyer und 83 Passagiere der
Lufthansamaschine "Landshut" in Geiselhaft genommen – und die
zivile Gesellschaft gleich mit. Aber 12 Jahre später triumphierte
die Freiheit im geteilten Land, der kalte November 1989 wurde
unverhofft zum schönsten deutschen Herbst aller Zeiten. Im
November muss man hierzulande stets auf Weltgeschichte gefasst
sein.
Nun ist es wieder so weit, Deutschland macht mal wieder
Geschichte. Doch es sieht nicht so aus, als folgte auf das
Sommermärchen 2015 ein Herbst, über den sich das Land so freuen
könnte wie über den Herbst 1989. Damals fielen Mauern. Heute
wünschen sich viele Menschen eine robuste Staatsgrenze zurück.
Regeln des Asylrechts werden nicht mehr befolgt
Denn unsere Grenzen sind nicht mehr viel wert. Manche Gesetze
auch nicht. Das Asylrecht sagt klipp und klar: Wer als Flüchtling
aus einem sicheren Land kommt, hat kein Recht auf Einlass. Doch
daran hält sich niemand mehr, allen voran die Kanzlerin. Sie
beruft sich auf das grenzenlose Schengen-Europa. Flüchtlingsnot
kennt kein Gebot: "Wir können die Grenzen nicht schließen. Wenn
man einen Zaun baut, werden sich die Menschen andere Wege
suchen", erklärt Merkel. Auf gut Deutsch: Da kannste machen
nüscht.
Und die Justiz hört die Botschaft. Das Amtsgericht Passau
begründete am vorigen Donnerstag
sein mildes Urteil, zwei Jahre auf Bewährung , gegen einen
serbischen Schleuser so: "Angesichts der Zustände an den Grenzen
ist die Rechtsordnung von der deutschen Politik ausgesetzt." Und
weiter: "Asylsuchende werden von der deutschen Bundeskanzlerin
eingeladen nach Deutschland zu kommen." Der Angeklagte habe
Glück, dass seine Verhandlung nicht vor zwei Monaten stattfand.
"Eine unbedingte Haftstrafe von zwei Jahren wäre hier
wahrscheinlich gewesen." So klingt es, wenn Richter kapitulieren.
Und die Welt hört Merkels Botschaft auch, zumal in den
Krisenzonen. Auf nach Deutschland, wo all das wartet, was dort
fehlt: Wohlstand, Recht, Frieden. Wer jetzt nicht geht, ist dumm.
Irgendwann, die Leute ahnen es, wird das Tor sich wieder
schließen. Ein gewaltiger Zug setzt sich in Bewegung, und er
reißt nicht ab. Täglich überschreiten Tausende Menschen aus aller
Herren Länder auf der Suche nach einem besseren Leben die
österreichisch-deutsche Grenze in Simbach, Neuhaus, Freilassing,
Laufen und Wegscheid. Deutschland am Scheideweg.
Das
Land ist gespalten wie lange nicht. Die Frage, wie
viel Entgrenzung diese Republik aushält, entzweit Familien,
Freunde und Parteifreunde. In den sozialen Netzwerken und auf der
Straße beschimpfen Gegner und Befürworter der Kanzlerin einander
und unterstellen sich gegenseitig finsterste Absichten.
Auf AfD-Kundgebungen wird die Regierung verdächtigt, einen
Plan der "Umvolkung" Deutschlands zu betreiben. Und umgekehrt
werden Kritiker der Regierungslinie schnell in die rechte Ecke
gestellt, wenn sie Merkels Diktum "Wir schaffen das" bezweifeln.
Zwar hat sich die große Koalition vor drei Tagen auf die
Einrichtung von Registrierungszentren geeinigt, nach wochenlangen
Querelen. Doch die Tinte unter der Vereinbarung ist noch nicht
trocken, da werden schon wieder Risse in der Regierung sichtbar.
Innenminister
Thomas
de Maizière verkündet am Freitagabend am Rande eines Besuchs
in Albanien, syrischen Flüchtlingen ab sofort nur "subsidiären
Schutz – das heißt zeitlich begrenzt und ohne Familiennachzug" zu
gewähren.
Wenige Stunden später nimmt er die Ankündigung wieder zurück
– auf Druck des Kanzleramts und der SPD. Es gebe
"Gesprächsbedarf" in der Koalition, betont de Maizière nach der
Kehrtwende. Im Klartext: Über die Flüchtlingspolitik wird im
Kabinett noch immer heftig gestritten.
Am Ansturm Hunderttausender auf Deutschland ändern sämtliche
Berliner Vereinbarungen sowieso nichts. Mit ihrer Politik der
offenen Grenzen ohne Obergrenze geht die Kanzlerin in Europa
einen deutschen Sonderweg: Während sie sich hierzulande für das
"freundliche Gesicht" der Bundesrepublik feiern lässt, schütteln
die Staatenlenker in Rom, Paris, London, Warschau, Wien, Budapest
und Zagreb die Köpfe. Nur Schweden hat eine ähnlich großzügige
Flüchtlingspolitik betrieben wie Berlin heute.
Doch auch dort verdüstert sich die Stimmung. Migrationsminister
Morgan Johansson zog jetzt die Reißleine: "Wir haben die Grenze
des Machbaren erreicht." Der schwedische Sozialdemokrat sagt den
Satz, den Merkel verweigert. Und er fordert die Flüchtlinge auf:
"Bleibt in Deutschland." Die
Lage in Schweden droht wegen der Masseneinwanderung
außer Kontrolle zu geraten. Allein in Malmö detonierten dieses
Jahr 30 Handgranaten im Zuge ethnischer Konflikte. Deutsche
Dienste fürchten, Schwedens schwierige Gegenwart könnte unsere
Zukunft sein.
Die Integration von Millionen Flüchtlingen sei "nicht zu
schaffen", heißt es in einer Analyse, die im
Bundesinnenministerium zirkuliert. Und: "Wir importieren
islamistischen Extremismus, arabischen Antisemitismus, nationale
und ethnische Konflikte anderer Völker. Wir importieren ein
anderes Rechts- und Gesellschaftsverständnis." Was der anonyme
Autor denkt, befürchten viele Mitarbeiter des BND, des
Verfassungsschutzes, des Bundeskriminalamts und der
Bundespolizei.
Im Ausland macht man sich über die teutonische Hybris lustig.
Berlin wolle die Welt retten, witzelt man in Warschau und London.
Eine stehende Redewendung deutscher Politik lautet: Wir müssen
die Fluchtursachen beseitigen. Doch geht das überhaupt? Fast 15
Jahre lang hat die Bundeswehr genau das in Afghanistan versucht.
Doch am Ende sind die archaischen Beharrungskräfte stärker als
aller gut gemeinte Interventionismus.
"Wir schaffen das mit Zuversicht und
Realismus"
Bundeskanzlerin Merkel und Vizekanzler
Gabriel erklären, wie Deutschland mit dem Strom der
Asylsuchenden umgehen will. Notwendig sei eine "solidarische
und faire Verteilung der Flüchtlinge". Quelle: N24
Auch die Annahme, Deutschland könne unbegrenzt Flüchtlinge
aufnehmen, deutet auf ein gestörtes Verhältnis zur Wirklichkeit.
Wie das gehen sollte, ist unklar, alle Fragen sind offen: Wie
viele
Flüchtlinge leben eigentlich in Deutschland? Wie viele
kommen 2016? Wohin sollen sie gehen? Wo werden sie arbeiten?
Werden sie sich integrieren? Und was passiert, wenn sich ein Teil
von ihnen nicht an deutsche Gesetze und republikanische Werte
halten will?
Keine dieser Fragen kann die Regierung beantworten. "Wir schaffen
das!", trompetet die Kanzlerin. Doch immer weniger Deutsche
glauben ihr. 68 Prozent der Bürger erwarten, dass der innere
Frieden im Land sich verschlechtern werde, wenn der Zuzug von
Flüchtlingen im bisherigen Ausmaß weiter anhält. Ebenso viele
befürworten eine Obergrenze, wie eine aktuelle Umfrage zeigt –
ein Alarmsignal für die Politik. Die Republik steckt in einer der
schwersten Krisen ihrer Geschichte, aber der Satz "Wir können
nicht mehr" kommt der Kanzlerin nicht über die Lippen.
Dabei ist es eine Krise mit Ansage. Zwar konnte die nie da
gewesene Dimension dieser Flucht niemand vorhersehen, aber dass
sich etwas Außergewöhnliches anbahnte, war früh klar. Recherchen
der "Welt am Sonntag" ergeben, dass die Bundesregierung sehenden
Auges in diesen Notstand gerasselt ist. Immer wieder haben
Sicherheitsbehörden, deutsche Botschaften und hohe Beamte die
Kanzlerin und den Innenminister gewarnt – vergebens. Notwendige
Maßnahmen wurden nicht umgesetzt, aus politischen Gründen
ignoriert oder schlicht verschlampt. Die Geschichte der
Flüchtlingskrise ist vor allem die Geschichte eines
Staatsversagens.
Sommer 2014: So ein attraktives Land
Deutschland feiert, und die Welt feiert Deutschland. Mit einem
atemberaubenden 7:1 fegt die Nationalmannschaft den WM-Gastgeber
Brasilien vom Feld. Kroos, Schürrle, Müller, Klose, Khedira. Dann
das Finale gegen Argentinien. Mario Götze gelingt aus der Drehung
das Traumtor zum Sieg. Wir müssen uns kneifen – wo ist es hin,
das verdruckste, spießige, garstige Land all der
Deutschlandklischees?
Anders gesagt, als die ersten Flüchtlinge kommen, hat die
deutsche Politik allerbeste Karten. Ein gut gelauntes,
weltoffenes Volk. Wie sehr es bereit ist, Menschen in Not die
Hand zu reichen, wird es beweisen. Die Politik hat aber auch
darum gute Karten, weil sie auf einen gut informierten Apparat
zurückgreifen kann. Schon 2014 gibt es Warnungen, dass die Zahl
der Zuwanderer die Kräfte der Bundesrepublik übersteigen könnte.
Länder und Kommunen haben für die Unterbringung und Verpflegung
zu sorgen. Sie spüren jeden Tag, dass immer mehr kommen.
Viele Erstaufnahmestellen sind schon voll. Feldbetten werden
aufgestellt, notdürftig schaffen Helfer Essen heran. Nichts
deutet auf eine Entspannung der Lage hin: Vom Balkan kommen jedes
Jahr Zehntausende – raus aus der Armut dort. Und dann ist da der
Krieg in Syrien und im Nordirak. Millionen sind in
Nachbarländer geflüchtet. Die Lagebilder der Sicherheitsbehörden
schlagen Alarm. Die Zahl illegaler Grenzübertritte steigt und
steigt. Laut sprechen die Minister das Problem aber nicht an. Es
gibt andere Themen, auf die sich Politik und Medien stürzen.
Russland tobt sich in der Ukraine aus. Am 17. Juli schießen
Separatisten eine Boeing 777 mit fast 300 Menschen vom Himmel.
Die Terrormiliz "Islamischer Staat" rückt immer weiter vor.
Die Flüchtlingskrise geht im Trubel unter, die Warner will
niemand hören. Der Präsident der Bundespolizei Dieter Romann
spricht offen aus, dass Italien und Griechenland die
EU-Außengrenze nicht mehr absichern. Deren Schutz ist aber die
Bedingung für den grenzenlosen Schengen-Raum – und sie existiert
faktisch nicht mehr. Auch Kommunen und Länder halten nicht mehr
still. Hessens Sozialminister Stefan Grüttner beschwert sich beim
Nürnberger Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Das BAMF sollte das Frühwarnsystem sein. Die Behörde, die dem
Bundesinnenministerium unterstellt ist, schätzt regelmäßig die
Flüchtlingszahlen. Ihre Prognosen sind wichtig für Länder und
Kommunen. Sie sagen, auf wie viele Unterbringungsplätze man sich
einstellen muss. Hessens CDU-Minister hält die Prognosen für viel
zu niedrig, er weist explizit auf die Lage in Syrien und im Irak
hin. Es kommen seiner Ansicht nach viel mehr Asylsuchende an, als
das BAMF glaubt.
Herbst 2014: So ein loyaler Minister
Thomas de Maizière ahnt, was auf ihn zukommt: "Die aktuelle Lage
ist extrem angespannt", sagt der Bundesinnenminister mit Blick
auf die Flüchtlingszahlen im September. Er ist zuständig. Er ist
ein ernster Mensch. Der Jurist liebt die Welt der Paragrafen und
Verordnungen. Funktioniert die Bürokratie, macht ihn das
glücklich. Was aber, wenn die Lage außer Kontrolle gerät?
Verwaltungen hätten für ihn die Aufgabe, den politischen Willen
umzusetzen, hat er mal in einem Interview gesagt.
De Maizière will die brodelnde Flüchtlingskrise unter Kontrolle
bringen. Er schiebt erste Asylverschärfungen an. Die Idee:
Kriegsflüchtlinge rein, Wirtschaftsflüchtlinge raus. In Europa
sucht er Verbündete. Doch die meisten Staaten lehnen ab. Sie sind
heilfroh, dass die meisten Flüchtlinge nicht bei ihnen bleiben
wollen. Deutschland mag die
Ukraine-Krise
managen und Europa den Ausweg aus der Finanzkrise diktieren – in
der Flüchtlingskrise steht Berlin ziemlich machtlos da.
Foto: picture alliance / dpa
Innenminister Thomas de Maiziere (l.) legt
am 17. Dezember 2013 im Bundestag in Berlin seinen Amtseid
ab
De Maizière hat Zeit gebraucht, um in seinem neuen Amt
anzukommen. Eigentlich wollte er Verteidigungsminister bleiben,
doch Ursula von der Leyen verdrängte ihn. Ähnlich erging es der
neuen beamteten Staatssekretärin im Innenressort, der nach dem
Minister wichtigsten Person im Haus. Emily Haber kommt aus dem
Auswärtigen Amt. Sie musste, heißt es, erst vom Kanzleramt
überzeugt werden, die große Welt der Diplomatie gegen die oft
harschen Umgangsformen im Innenministerium einzutauschen.
Ausgerechnet zwei der wichtigsten Akteure in der Flüchtlingskrise
haderten mit ihrer neuen Aufgabe.
Schon jetzt, im Herbst 2014, reichen Zelte, Boote, Turnhallen
nicht mehr, um all die Flüchtlinge unterzubringen. Das Kanzleramt
reagiert wie immer, wenn sich die Lage zuspitzt. Egal ob
Finanzkrise, Energiewende oder nun beim Thema Flüchtlinge, man
lädt zum Gipfel. Gipfel klingt gut: Die tun was.
Im Oktober und November versammelt Kanzleramtsminister Altmaier
die Chefs der Staats- und Senatskanzleien. Mitte Dezember trifft
Merkel die Ministerpräsidenten. Die Länder erhalten 500 Millionen
vom Bund, dafür sollen sie abgelehnte Asylbewerber schneller
abschieben.
Und was macht das BAMF? Es ist völlig überfordert. Seine
Mitarbeiter kommen seit Mitte 2014 mit der Bearbeitung der
Asylanträge nicht mehr hinterher. Und der Stau wird durch die
steigenden Flüchtlingszahlen immer größer, mit dramatischen
Folgen: Selbst Asylanträge, die keine Chance auf Erfolg haben,
bleiben Monate liegen – und die Menschen belegen die Betten, die
dringend für Kriegsflüchtlinge gebraucht werden. 650 neue Stellen
werden dem BAMF schließlich versprochen. Jedem ist klar, das sind
viel zu wenige. Noch ist die Krise nicht groß genug, um die
Gegenwehr von Finanzminister Schäuble (CDU) zu brechen. Irgendwie
wird es schon gehen.
Foto: REUTERS Im Dezember 2014 gerät das Frachtschiff "Blue Sky" vor
der italienischen Küste in Seenot. An Bord sind Hunderte
Flüchtlinge
Die Regierung ist mental schon wieder ganz woanders. In
Griechenland bedroht der Wahlsieg des Linksbündnisses Syriza die
ganze Rettungsstrategie. Und nach den Terroranschlägen von Paris
steigt auch in Deutschland die Angst vor Angriffen von
Islamisten. Im März starrt die Republik fassungslos auf die
Germanwings-Katastrophe. 150 Leben, einfach so ausgelöscht.
Der Chef der
EU-Grenzbehörde Frontex , Fabrice Leggeri, warnt im März
2015 vor einer neuen Rekordzahl: "Unsere Quellen berichten uns,
dass zwischen 500.000 und eine Million Migranten bereit sind,
Libyen zu verlassen." Schon Wochen zuvor, am 3. Februar, geht im
Auswärtigen Amt eine dringliche Depesche der deutschen Vertretung
in Pristina, Kosovo ein. Unter dem Betreff "Auswanderung von
Kosovaren nimmt dramatisch zu" schildern Botschaftsangehörige,
dass "derzeit täglich 800–1000 (plus Dunkelziffer) Kosovaren"
über Serbien und Ungarn nach Deutschland unterwegs seien. Ende
des Jahres könnten es "300.000 Personen, d. h. ein Sechstel der
Gesamtbevölkerung" sein.
Dann wird ein Gerücht zitiert, das
im Kosovo nicht totzukriegen sei: Angela Merkel habe
versprochen, "dass jedem Kosovaren in DEU geholfen wird". Es
folgt die Warnung vor Kontrollverlust: "Immer wieder neue, nur
zum Teil falsche Informationen über
Aufenthaltsmöglichkeiten/Sozialleistungen in der EU, vor allem
aber in DEU, haben eine Dynamik erzeugt, die kaum noch
kontrolliert werden kann."
Die Diplomaten fordern: "Wir müssen den Nachweis bringen, dass
abgelehnte Asylantragsteller umgehend rückgeführt werden. Erst
wenn eine größere Anzahl von Kosovaren per Sammel-Charterflieger
zurückkehrt, deren Verfahren innerhalb weniger Wochen in DEU
abgeschlossen wurden, spricht es sich herum, dass sich illegale
Einwanderung nach DEU nicht rechnet." Doch es wird Monate dauern,
bis Berlin auf die dramatische Lage reagiert.
Frühjahr 2015: Alle Zahlen sind Makulatur
Langsam macht sich eine Ahnung breit, was auf Deutschland
zukommt. Selbst das BAMF reagiert. Im Februar schraubt die
Behörde ihre Prognose für das noch junge Jahr hoch. 2015 werden
nun offiziell 250.000 neue Asylbewerber erwartet. Darauf sollen
sich Länder und Kommunen jetzt vorbereiten.
Die Reaktionen fallen heftig aus. Schleswig-Holstein, Hessen,
Brandenburg und Nordrhein-Westfalen beschweren sich in Nürnberg.
Zumal das Innenministerium in Kiel ist sauer. Interne
Berechnungen gehen davon aus, dass allein nach Schleswig-Holstein
2015 rund 20.000 Flüchtlinge kommen werden. Hochgerechnet auf den
Bund, wären das 590.000 Asylsuchende – mehr als doppelt so viele
wie vom BAMF geschätzt.
Die Berechnungen des Bundes haben nach Ansicht der Experten
längst nur noch wenig mit der Realität zu tun. Manche Länder
leiten die Expertise aus Nürnberg schon gar nicht mehr in ihre
Kreise und Städte weiter. Von der BAMF-Wolke aus gesehen, ist
eine Flüchtlingswelle noch in weiter Ferne. Aber sie ist längst
da.
Und was macht die Bundesregierung? Sie wartet zu. Schließlich
erhöhen die Nürnberger ihre Prognose doch noch – aber erst im Mai
und nur auf 400.000 Asylerstanträge. Wieder viel zu wenige, wie
sich bald zeigt.
Deutsche Touristen erleben in diesen Wochen, was auf ihr Land
zukommt. Nur drei Flugstunden entfernt liegt die griechische
Insel Kos, ein Urlaubsparadies mit langen Stränden. Von hier sind
es nur wenige Kilometer bis zur türkischen Küste. Jede Nacht
landen die
voll besetzten Boote der Schlepper. Hunderte
Flüchtlinge erreichen pro Tag die Insel. Sie campen auf Gehwegen,
hoffen auf ein paar Euro von den Touristen. Sie haben es in die
EU geschafft – für die meisten nur ein Schritt auf dem Weg nach
Deutschland.
Syrien flieht. Immer mehr Syrer geben alle Hoffnung auf, je
heimkehren zu können. In Scharen verlassen sie die
Flüchtlingslager in den Nachbarländern. Was auch damit zu tun
hat, dass die UN ihre Hilfe vor Ort stark kürzt und das Leben
dort immer schwerer wird. Allein im Mai erreichen fast 40.000
Flüchtlinge Deutschland.
Juni 2015: Die Krise ist da
Am 10. Juni wird der Innenausschuss des Bundestags über die
signifikant gewachsene Zahl der Flüchtlinge informiert, in nicht
öffentlicher Sitzung. Als Referent ist Fabrice Leggeri geladen,
Direktor der europäischen Grenzschutzagentur Frontex. Er warnt –
laut Wortprotokoll mit dem Stempel "Nur zur dienstlichen
Verwendung" –, "dass die irregulären Grenzübertritte von der
Türkei nach Griechenland im Vergleich zum Vorjahr um 550 Prozent
gestiegen sind". Diese Frontex-Zahl wird dem Innenministerium und
dem Kanzleramt übermittelt.
Dummerweise ist Innenminister de Maizière stark mit der eigenen
Vergangenheit beschäftigt. Ihm wird vorgeworfen, er habe als
Verteidigungsminister wider besseres Wissen zu lange am
problematischen Sturmgewehr G36 festgehalten. Er bestreitet das.
Außerdem muss er als früherer Kanzleramtschef zur
NSA-Spionageaffäre Stellung nehmen. Alles Dinge, die ein
Innenminister in dieser Lage so gar nicht brauchen kann.
Merkel bittet am 18. Juni die Ministerpräsidenten der Länder zum
Gipfel ins Kanzleramt. Um die steigende Flüchtlingszahl geht es
und vor allem ums Geld. Sie sagt zu, der Bund werde sich ab 2016
dauerhaft an den Kosten beteiligen, die bisher weitgehend Länder
und Kommunen getragen haben. Der
Bund verdoppelt seine versprochene Pauschalhilfe für
dieses Jahr von 500 Millionen Euro auf eine Milliarde. Einen
Krisenstab richtet Merkel nicht ein. Dabei hat das
Innenministerium einen parat, mit Räumen und Personal. Der könnte
sofort loslegen.
Mitte Juni, die Welt schaut auf Ungarn. Das Land, das als erstes
den Eisernen Vorhang des Ostblocks niederriss, will nun einen
Zaun bauen. Vier Meter hoch, 175 Kilometer lang, an der Grenze zu
Serbien. Bewegungssensoren, Infrarotkameras, Patrouillen. Für den
"Tabubruch" wird die Regierung vielfach gescholten. Aber setzt
Ungarn denn nicht EU-Recht durch? Das sieht doch vor, dass jeder,
der den Schengen-Raum betritt, kontrolliert und registriert wird.
Das tut nur keiner mehr. Mit dem Zaun hofft Ungarn, der
anarchischen Wanderung Herr zu werden. Denn der Balkan ist längst
zu einer riesigen Transitzone in die EU geworden.
Juli 2015: Ein tragischer Held
Thomas de Maizière, zuständig für die innere Sicherheit
Deutschlands, muckt auf. Anfang Juli, kurz vor der Sommerpause
des Bundestags, äußert er sich intern im kleinen Kreis
ausgesprochen kritisch zur Flüchtlingspolitik seiner Regierung.
Öffentlich würde er das nie tun. Der CDU-Politiker überlegt, ob
man die Botschaft verbreiten sollte, dass es so nicht weitergehe.
Doch offiziell trägt er den Kurs der Kanzlerin mit. Vertraute
beschreiben seinen Gemütszustand so: "Er tut das pflichtschuldig,
aber nicht voller Überzeugung." Im Kanzleramt ist man ihm nicht
grün. Er lasse zu viele Vermerke schreiben, heißt es – ein
lästiger "Bedenkenträger", der zu oft "Ja, aber" sagt. Die
Bundeskanzlerin will von Einwänden gegen ihre Flüchtlingspolitik
nichts wissen.
Auf der Bühne Berlin ist de Maizière in der Rolle der tragischen
Figur gefangen. Legt er eine schärfere Gangart vor, ist er der
herzlose Hardliner. Der will er nicht sein. Bleibt er passiv, ist
er ein Weichei. Auch nicht schön. Es fällt ihm schwer, die Rolle
zu finden, die zu ihm passt. Lange hat er gedacht, er könne die
neue deutsche Multikulturalität moderieren. Das entspräche seiner
Herkunft. In der Zeitschrift "Cicero" hat er im April auf die
Frage "Was ist deutsch?" an seine hugenottischen Wurzeln
erinnert. Er wolle, "dass wir friedlich miteinander leben und es
keine Bürger erster und zweiter Klasse gibt".
Angela Merkel und das weinende Flüchtlingsmädchen. Reem und ihre Familie sollen in den Libanon
abgeschoben werden. Beim Bürgerdialog an ihrer Rostocker Schule
erzählt das palästinensische Mädchen Bundeskanzlerin Angela
Merkel von ihrem Schicksal. Quelle: N24
Derweil fährt Angela Merkel zum Bürgerdialog "Gut leben in
Deutschland", zu dem sie lädt, in ein Rostocker Schulzentrum. Am
16. Juli diskutiert sie mit 29 Teenagern in lockerer Atmosphäre.
Bis Reem Sawhil, Mädchen aus einer palästinensischen Familie,
sagt, sie wisse nicht, "wie meine Zukunft aussieht". Die
Kanzlerin spricht minutenlang mit der 14-Jährigen. Sie findet
Reem "einen unheimlich sympathischen Menschen". Aber sie sagt ihr
auch, in palästinensischen Flüchtlingslagern gebe es "noch
Tausende und Tausende", und nicht alle könnten kommen. Als Merkel
dem Kind nüchtern klarmacht, dass "manche wieder zurückgehen
müssen", bricht die Schülerin in Tränen aus.
Die Kanzlerin geht auf Reem zu, streichelt ihr über den Kopf.
Reems Familie stand vor der Abschiebung und hat nur
vorläufiges Bleiberecht. Das Mädchen fürchtet, nicht in
Deutschland studieren zu dürfen und in den Libanon
zurückzumüssen. Die Bilder des Gesprächs werden bundesweit
gesendet. Sie prägen sich ein. Sie prägen das Bild der Kanzlerin.
Da ist es, was sie fürchtet – die falschen Bilder. Im Internet
bricht ein Shitstorm gegen Merkel los. Die Grünen twittern:
"Herzlose Politik lässt sich nicht wegstreicheln."
Spätsommer 2015: Die Sphinx von Berlin
Wenn Historiker einst auf diesen deutschen Sommer der Entgrenzung
zurückblicken werden, dürften sie die letzten Augusttage als
jenen Moment identifizieren, in dem die Lage endgültig kippte.
Bis hierhin konnte man sagen: Warnungen in den Wind geschlagen,
Berlin wollte gar nicht so genau wissen, was die
Sicherheitsbehörden wussten und was vor Ort längst jeder sah.
Falsch reagiert also, schlecht regiert, blöd gelaufen. Doch jetzt
geschieht etwas Neues.
Jetzt sagt die Kanzlerin: Nein, nicht blöd gelaufen – genau so,
wie es läuft, läuft es richtig. In ihren heute historischen
Worten: "Unser Asylrecht kennt
keine Obergrenze ." Und: "Wir schaffen das!" Und:
"Wir können die Grenzen nicht schließen." Mit anderen Worten: Es
ist, wie es ist, und wie es ist, ist es gut. Und sie tut, was sie
denkt. Merkel entscheidet am 4. September gegen alle Bedenken,
Tausende aus Ungarn via Österreich einreisen zu lassen – und
nicht, um mal kurz Dampf abzulassen, sondern auf Dauer.
Die Deutschen finden, aus ihren Sommerferien heimkehrend, ein
verändertes Land vor. Eines, das dabei ist, große Teile der
fliehenden Bevölkerungen des islamischen Krisenbogens bei sich
aufzunehmen. Syrien. Irak. Afghanistan. Pakistan. Nordafrika.
Immer noch ist die Hilfsbereitschaft überwältigend. Die Welt
staunt über die guten Deutschen. Aber unsere europäischen
Nachbarn sehen uns mit gemischten Gefühlen. Das Wort vom
"deutschen Hippie-Staat" fällt.
Zugleich beten unsere Nachbarn, die deutsche Weltfremdheit möge
noch eine Weile anhalten. Gern helfen sie, die Flüchtlinge
dorthin weiterzuwinken, wohin sie so sehnlich wollen. Cameron
stopft sein Nadelöhr zu, den Tunnel unterm Ärmelkanal. Frankreich
lässt deutsche Delegationen, die eine Lastenteilung verhandeln
wollen, höflich abblitzen. Und die Österreicher stellen Schilder
auf: Da lang geht's nach Germany.
"Scheint so, als hätte der Zaun eine
abschreckende Wirkung"
Nadine Mierdorf berichtet von der
ungarischen Grenze, wo ein Stacheldrahtzaun die Flüchtlinge
davon abhalten soll, die Grenze illegal zu übertreten. Bisher
zeigt der offenbar Wirkung. Quelle: N24
Was ist es, das Angela Merkel treibt – der gute alte deutsche
Idealismus? Oder nur der Starrsinn einer Kanzlerin, die nichts so
sehr fürchtet wie hässliche Bilder? Bilder von Flüchtlingen, von
verzweifelt andrängenden Frauen und Kindern in Passau oder an
anderen Grenzübergängen, zurückgetrieben von Schlagstöcken und
Wasserwerfern deutscher Polizisten. Schlechte Bilder zu vermeiden
wird oberstes Ziel deutscher Staatskunst.
Darf man in so emotionalen Zeiten an geltendes Recht erinnern?
Empörte Spitzenbeamte aus den Sicherheitsbehörden tun es. Im
Spätsommer 2015 zirkuliert im Innenministerium ein Papier, in dem
auf die geltende Rechtslage in vier Punkten gepocht wird. Gleich
im ersten Satz wird auf Paragraf 18, Abs. 2, Nr. 1 des geltenden
Asylverfahrensgesetzes hingewiesen: Einem Asylsuchenden, der aus
einem sicheren Drittstaat einreist, ist die Einreise zu
verweigern. Und weiter: Die deutschen Grenzbehörden seien
verpflichtet, unberechtigte Personen zurückzuweisen.
Entgegenstehende Weisungen seien rechtswidrig und strafbar.
Macht sich also die Kanzlerin, indem sie das Recht außer Kraft
setzt, strafbar? Kann eine Bundeskanzlerin, die den Eid auf das
Grundgesetz geschworen hat, einfach sagen, nö, das machen wir
jetzt mal anders? Wir lassen das Asylrecht links liegen und alle,
die reinwollen, rein. Eine Lage, in der sich Spitzenbeamte solche
Fragen stellen, war in der Bundesrepublik noch nie da.
Selbst enge Vertraute rätseln, was in Merkel vorgeht. Warum sie,
während um uns her Staaten kollabieren, Deutschland zum offenen
Land erklärt. Die konventionelle Antwort lautet: Merkel verlässt
sich, wie jeder erfolgreiche Politiker, auf die bewährten
Rezepte, mit denen sie oft Erfolg hatte. Lange nichts sagen,
warten, sollen doch andere streiten, dann jäh handeln. Partei und
Volk werden schon folgen. So lief es beim Atomausstieg, in der
Griechenland-Krise. Und das machen wir jetzt in der
Flüchtlingskrise auch so.
Doch etwas ist neu. In dem wenigen, was sie sagt, blitzt
eine
Tiefenüberzeugtheit auf, die man der Kanzlerin nicht
zugetraut hatte. War sie nicht die, die immer auf Sicht fuhr?
Immer schön vorsichtig, die ideale Fahrerin, neben der man ruhig
ein wenig dösen konnte. Jetzt erwacht man auf seinem
Beifahrersitz, und da sitzt plötzlich eine ganz andere am Steuer
als eben noch. Sie fährt auch anders – viel riskanter. An die
Straßenverkehrsordnung hält sie sich nicht. Die gelte jetzt nicht
mehr, sagt sie, und gibt Gas.
August 2015: "Pack"
gegen "Volksverräter"
Im Land gerät die Lage immer häufiger außer Kontrolle. Rechte
zünden Asylheime an. Linke gehen auf Rechte los. In überfüllten
Unterkünften verlieren Bewohner die Nerven. Bei einer
Massenschlägerei in Suhl geraten 80 Flüchtlinge aus
Eritrea, Albanien und Somalia aneinander. Steine fliegen,
Eisenstangen werden geschwungen, Polizeiautos angegriffen.
Bilanz: 17 Verletzte, davon sechs Polizisten. Zwei Wochen später
wird dort ein Afghane fast gelyncht, weil er einen Koran ins Klo
warf. Die Polizei braucht Stunden, um die Lage unter Kontrolle zu
bekommen.
Foto: imago/Bild13 In einem Erstaufnahmelager in Suhl kommt es im August
2015 zu einer Massenschlägerei unter Asylbewerbern
Während der Bundesinnenminister Sommerurlaub macht, rebellieren
seine Länderkollegen über Parteigrenzen hinweg. In täglichen
Telefonkonferenzen mit de Maizières Staatssekretärin Emily Haber
fordern sie vom Bund endlich eine realistische Einschätzung der
Lage. "Wir brauchen jeden Tag Vorbereitung", klagen die Minister.
Sie verlangen Klarheit darüber, was im Herbst und Winter auf sie
zukommt. Wie viele Betten müssen sie besorgen? Das geht nicht von
heute auf morgen. Haber vertröstet die Innenminister. Man werde
bald eine neue Schätzung vorlegen, sagt sie laut Teilnehmern.
Die Regierung könnte schnell handeln. Doch das passiert nicht.
Das belegt etwa ein interner Schriftwechsel, der dieser Zeitung
vorliegt. Danach erhält das Innenministerium schon Anfang August
eine deutlich höhere Prognose vom BAMF. Die Situation in den
Flüchtlingslagern rund um Syrien verschlechtere sich, heißt es in
dem siebenseitigen Schreiben für ein Treffen von de Maizière und
Merkel. Auch vom Balkan kämen noch immer viele. Für die Länder
zählt jeder Tag. Doch statt die Prognose rasch weiterzuleiten,
wartet die Regierung zwei Wochen. Auf Anfrage erklärt das
Innenministerium, man habe zunächst sorgfältig prüfen müssen, ob
man der veränderten Berechnungsgrundlage des BAMF folgt.
Erst am 19. August tritt de Maizière in den Presseraum des
Innenministeriums, in der Hand eine dunkle Mappe. Darin steckt
eine Tabelle der Bundespolizeidirektion München. Sie zeigt die
Zahl der illegalen Einreisen seit 2013. Die letzten Balken der
Grafik sind rot: Inzwischen kommen täglich fast 7000 Flüchtlinge.
Der Innenminister erhöht die Prognose für 2015 auf 800.000. Nun
ist es offiziell: Etwas Vergleichbares hat die Bundesrepublik in
ihrer Geschichte noch nicht erlebt. Es wird das Land verändern.
Im Innenministerium wird eine Art Feuerwehr installiert, ein
"Koordinierungsstab" zur Asyl- und Flüchtlingspolitik, der aber
nicht Krisenstab genannt wird. Das Wort "Krise" wird vermieden.
Auch wenn die Kanzlerin ein paar Tage später selbst spürt, wie
die Lage eskaliert.
Hier wird Merkel mit lauten Buhrufen
empfangen
Während Joachim Gauck in Berlin ein
Flüchtlingsheim in friedlicher Stimmung besucht, hat Angela
Merkel mit Unmut zu kämpfen. Der Kanzlerin schallen in Heidenau
lautstarke Buhrufe entgegen. Quelle: N24
Als sie am 26. August im sächsischen Heidenau aus dem Dienstwagen
steigt, schallen ihr Schmähungen entgegen. Aus einer
mehrhundertköpfigen Menge wird sie als "Volksverräterin"
beschimpft. Es ist das erste Mal, dass die Kanzlerin eine
Flüchtlingsunterkunft besucht. Tage zuvor flogen hier Böller,
Flaschen, Steine. Hunderte wollten verhindern, dass Asylbewerber
in einen ehemaligen Baumarkt einziehen.
Heidenau wird zum Wendepunkt für Merkel. Sie macht die
Flüchtlingsfrage zur Chefsache. Tage später sitzt sie in Berlin
vor den Hauptstadtjournalisten. Es geht nur noch um Flüchtlinge.
Merkel spricht von einer "großen nationalen Herausforderung", und
das für eine "längere Zeit". Und sie legt sich fest: "Wir
schaffen das."
Syrer, die es nach Deutschland geschafft haben, senden per Handy
Fluchttipps in die Heimat. Wer es klug anstellt, braucht kaum
mehr zwei Wochen von Syrien nach Deutschland. Ein neuer Schub
setzt ein, als Berlin Ende August das "Dublin-Verfahren für
syrische Staatsangehörige" aussetzt. Syrer werden nicht mehr nach
Ungarn, Österreich oder in andere EU-Staaten zurückgeschickt,
auch wenn sie dort erstregistriert wurden. Die Nachricht
verbreitet sich in Windeseile in Syrien und in den
Flüchtlingslagern der Region.
"Deutschland hat seine Tore aufgemacht", kommentiert das "Wall
Street Journal". Die Führung der Bundespolizei möchte die Grenzen
nun lieber schließen. Die Potsdamer Polizeispitze hat den
schriftlichen Befehl vorbereitet, Kontrollen an den deutschen
Grenzen durchzuführen und Asylbewerber zurückzuweisen. In einer
Abteilungsleitersitzung des Innenministeriums wird darüber Ende
August diskutiert. Der Chef, Thomas de Maizière, hört zu, bleibt
aber indifferent. Er fragt die Kanzlerin, ob er den Befehl
umsetzen solle. Doch Merkel pfeift die Bundespolizei zurück.
Darüber wundert sich nicht nur deren Führung. Auch SPD-Chef
Sigmar Gabriel ist erstaunt, dass Merkel ihre großzügige Geste
gegenüber den syrischen Flüchtlingen nun nicht mit einer harten
Maßnahme kompensiert.
September 2015: Angela Merkels Nacht
Gut möglich, dass der 4. September rückblickend als der
wichtigste Tag in Angela Merkels Kanzlerschaft erkannt wird. Sie
ist auf dem Weg zu einer Kundgebung in Essen, als sie die Bilder
aus Ungarn erreichen. Von Budapest machen sich Hunderte zu Fuß
auf den Weg nach Österreich. In Kolonnen wandern sie auf der
Autobahn. Merkel wird später sagen, sie sei nicht überrascht
gewesen: Schon eine ganze Woche hatten die Flüchtlinge im
Keleti-Bahnhof ausgeharrt.
Zuerst lässt Ministerpräsident Viktor Orbán sie gen Westen
ziehen, dann stoppt er alle Züge. Eine Falle für die Flüchtlinge,
glaubt man in Merkels Umgebung. Die Entscheidung, niemanden auf
den Straßen Europas sterben zu lassen, will sie schon Tage zuvor
getroffen haben.
"Über 4000 Flüchtlinge auf der Autobahn
gestrandet"
An der serbisch-ungarischen Grenze ist die
Stimmung aufgeheizt. Tausende Flüchtlinge campieren und fordern
die Weiterreise. Reporterin Nadine Mierdorf berichtet über die
aktuelle Lage. Quelle: N24
Mit Orbán gibt es an dem Tag kein direktes Gespräch, nun wird ein
anderer europäischer Staatsmann Merkels wichtigster Partner:
Werner Faymann, sozialdemokratischer Bundeskanzler von
Österreich. Er schlägt vor, dass sich Wien und Berlin die immer
noch über Ungarn anmarschierenden Flüchtlinge teilen. Merkel
spricht auch mit SPD-Chef Sigmar Gabriel und mit Außenminister
Frank-Walter Steinmeier.
Während sie nach Berlin fliegt, versuchen ihre Leute vergeblich
den CSU-Vorsitzenden
Horst
Seehofer in seinem Ferienhäuschen im Altmühltal zu erreichen.
Nach einer anstrengenden Woche geht er zeitig ins Bett. Merkel
spricht auf seine Mailbox. Doch Seehofer ist nicht der Typ, der
mitten in der Nacht aufschreckt und sein Handy checkt. Die
Kanzlerin entscheidet. Zwischen 23 Uhr und Mitternacht sagt sie
zu Faymann: Wir machen es. Der Österreicher möchte Busse
schicken, um die Flüchtlinge von Ungarn abzuholen. Plötzlich
kooperiert auch Orbán. Ungarische Busse rollen mit syrischen
Passagieren an die österreichische Grenze.
Hatte Merkel eine andere Wahl? Kaum jemand kritisiert ihre
Entscheidung in dieser Nacht. Aber es gibt viele, die nicht
verstehen, warum die Kanzlerin eines nicht unterstreicht: dass es
eine Grenze der Belastung gibt. Stattdessen sagt sie Sätze wie
diesen: "Das Grundrecht auf Asyl für politisch Verfolgte kennt
keine Obergrenze; das gilt auch für die Flüchtlinge, die aus der
Hölle eines Bürgerkriegs zu uns kommen."
Das ist korrekt. Aber Deutschland grenzt nicht an die Hölle, und
nicht alle kommen aus ihr. In München stranden an einem
Wochenende über 20.000 Menschen. Die Bayern empfangen sie mit
lautem Applaus am Bahnhof. Es ist so anders als in Heidenau. Auch
das ist Deutschland. Merkel habe die moralische Führung in Europa
inne, schreibt die
"New York Times" . Aber eine niederländische Zeitung
fragt: "Wie lange halten die Deutschen das durch?" Merkel
jedenfalls hält durch. Doch die Krise fordert ein erstes
politisches Opfer: BAMF-Chef Manfred Schmidt.
Flüchtlinge empfangen Merkel mit
Applaus
Angela Merkel ist zu Besuch bei einer
Asylbewerbereinrichtung in Berlin-Spandau. Mit Applaus
empfangen die Flüchtlinge die Bundeskanzlerin vor dem Gebäude
und machen Selfies mit ihr. Quelle: N24
Alle zwei Minuten donnert ein Flugzeug im Anflug über das
Flüchtlingsheim in Berlin-Spandau hinweg, das die Kanzlerin
gerade besucht. Ihr Pressestatement verzögert sich. Ein
Mitarbeiter des Kanzleramts erscheint: Merkel habe 50 Flüchtlinge
im Schlepptau. Alle wollten Selfies mit ihr. Das geht so weiter,
als die Kanzlerin schon vor den Kameras steht. Es dauert, bis
Merkel sie stoppt: "Nein, jetzt nicht. Ich muss jetzt etwas
sagen." Da sind die Selfies längst auf dem Weg durchs Internet,
durch die Flüchtlingslager dieser Welt. Es funktioniert wie eine
Facebook-Party, die völlig aus den Fugen gerät, weil statt 50
Gästen plötzlich 5000 kommen.
Daheim regt sich Unmut über die Selfie-Kanzlerin. Viele
Landesinnenminister fühlen sich von Merkels großzügiger
Einreiseerlaubnis "überrumpelt". Mehrere warnen in
Telefonkonferenzen vor Chaos – und vor Sicherheitsrisiken. "Die
Länder sind völlig überrascht worden von der Einreiseerlaubnis
der Kanzlerin. Wir hätten Zeit für Vorbereitungen gebraucht. Und
wir hätten vorher davon wissen müssen", kritisiert der
Vorsitzende der Innenministerkonferenz,
Roger
Lewentz (SPD). Niemand hat mehr einen Überblick, wer ins Land
kommt. Die Länder seien "in großer Not, weil sie bei der
Unterbringung am Limit sind. Wir können die Geschwindigkeit des
Zustroms nicht mehr lange allein bewältigen."
Im Berliner Innenministerium ringen die Experten um eine Haltung.
Die einen wollen eine Verschnaufpause: Flüchtlinge sollen an der
Grenze zu Österreich abgewiesen werden. Das kommt für die
Bundesregierung aber nicht infrage. Die Grenzen werden nur ein
bisschen dichtgemacht. Am 13. September ordnet de Maizière die
zeitweise Wiedereinführung von Kontrollen an. Schwerpunkt ist die
Grenze zu Österreich. Jeder Flüchtling kann rein, er soll aber
registriert werden – "auch aus Sicherheitsgründen".
Jede Sekunde zählt bei dieser Rettung
Helfer haben ein überfülltes Flüchtlingsfloß
entdeckt, jetzt zählt jede Sekunde. Quelle: Die Welt
Merkel verliert langsam die Geduld mit ihren Kritikern: Während
einer Pressekonferenz mit Österreichs Regierungschef
Werner
Faymann platzt es aus ihr heraus: "Ich muss ganz ehrlich
sagen: Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen
dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht
zeigen, dann ist das nicht mein Land." Die Kanzlerin fügt – mit
Blick auf den nicht namentlich erwähnten CSU-Vorsitzenden Horst
Seehofer – hinzu: "Ich sage wieder und wieder: Wir können das
schaffen, und wir schaffen das."
Für Entspannung sorgen diese Worte nicht. Beim Gipfel am 16.
September im Kanzleramt dient der Innenminister den
Ministerpräsidenten als Ventil für ihren Frust. Die Länder
verstehen nicht, warum das BAMF noch immer über fünf Monate
braucht, um Asylanträge zu bearbeiten. Es hilft de Maizière auch
nicht, dass er jetzt Aufgaben der Länder übernehmen will und
40.000 Erstaufnahmeplätze schaffen möchte. Als der Innenminister
eine Liste mit möglichen Liegenschaften herumreicht, platzt
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft aus NRW der Kragen. Manche
der Unterkünfte seien doch längst belegt.
Ende September beschließt das Kabinett
ein Asylpaket , das noch vor Monaten undenkbar
gewesen wäre. Weitere Westbalkanstaaten sollen sichere
Herkunftsländer werden. Man setzt weniger auf Geld- als auf
Sachleistungen. Abschiebungen werden nicht mehr angekündigt.
Flüchtlinge schwärmen nun seltener von "Mama Merkel", wenn sie
mit der Realität im Heim konfrontiert sind. Lange Wartezeiten
beim BAMF, Betten auf Fluren, strengere Auflagen. "This place is
disgusting." Sätze wie diesen hört man jetzt öfter in Asylheimen.
Oktober 2015: Hauen und Stechen
Merkel spürt den Druck. Die
Umfragewerte der Union fallen auf den niedrigsten
Stand seit der Bundestagswahl. Die Hälfte der Deutschen hält den
Umgang der Regierung mit der Flüchtlingskrise für falsch.
Anfang Oktober beschließt das Kabinett, die Flüchtlingspolitik
künftig aus dem Kanzleramt zu steuern – nicht mehr allein vom
Innenministerium. Merkel zieht das Thema an sich.
Kanzleramtsminister Peter Altmaier übernimmt die "politische
Gesamtkoordinierung". Für die Kanzlerin ein Risiko: Wenn jetzt
noch mehr schiefgeht, muss nicht der Innenminister, sondern ihr
engster Mitarbeiter dafür geradestehen.
13. Oktober: Merkel und Altmaier empfangen um 9.30 Uhr im großen
Kabinettssaal des Kanzleramts die "AG Innen", das sind 17
Innenexperten von CDU und CSU. Die AG hat um den Termin gebeten.
Altmaier verspricht, der Zustrom der Flüchtlinge werde von allein
abebben: "Ihr müsst euch das so vorstellen wie eine Pipeline, die
leerläuft." Anfang 2016 werde die Leitung nur noch tröpfeln.
Mehrere Mitglieder der AG widersprechen: "Das tröpfelt überhaupt
nicht." Das Problem werde eher größer.
Zustrom lässt trotz Kälte nicht nach
Trotz zunehmender Kälte strömen weiter
Tausende Flüchtlinge nach Deutschland. Die Regierung beschließt
im Eiltempo Gesetze, um die Lage zu verbessern. Aber Rufe nach
einer Begrenzung werden lauter. Quelle: Die Welt
Dann geht es um die Frage, ob Deutschland Flüchtlinge an den
Binnengrenzen zurückweisen dürfe. Das Kanzleramts schlingert:
"Ja, weil die Flüchtlinge aus sicheren Staaten wie Österreich
kommen", heißt es erst. Dann aber heißt es, das internationale
Recht, die Dublin-Regelungen und völkerrechtlichen Verträge
sprächen dagegen. Auf die Frage, ob das Kanzleramt überhaupt
zurückweisen wolle, antwortet Merkel klar: "Nein." Das würde dazu
führen, dass Österreich die Grenzen schließen werde. "Dann gäbe
es Bilder, die wir uns alle nicht wünschen können."
Die Bilder, da sind sie wieder. Sie beherrschen das Denken der
Kanzlerin. Sie bestimmen im Moment die Richtlinien deutscher
Asylpolitik. Viele der AG sind unzufrieden mit dem Treffen. Einer
sagt: "Merkel versucht, die Welt zu retten, und jetzt kommen wir
mit Kleinkram wie fehlenden Betten für Flüchtlinge." Die
Innenexperten beschließen, die Probleme vor der gesamten Fraktion
anzusprechen.
Die Kanzlerin muss es schmerzen, wenn einer wie
Clemens
Binninger das Wort gegen ihre Politik erhebt. Binninger,
früher selbst Polizist, ist kein Lautsprecher. Wenn er
aufbegehrt, wissen alle: Hier gibt es Probleme. Binninger erklärt
der Kanzlerin vor allen Abgeordneten von CDU und CSU, dass
Grenzkontrollen ohne die Möglichkeit, Flüchtlinge auch
zurückzuweisen, "keinen Sinn machen". Er sagt Merkel ins Gesicht:
"Da haben wir unterschiedliche Auffassungen."
Teilnehmer berichten, de Maizière habe eingeworfen, die Grenzen
ließen sich nicht schützen. Fraktionschef Volker Kauder soll das
leise mit den Worten kommentiert haben: "Ja, genauso wie bei den
Libanesen-Clans, wo wir auch nichts mehr machen können." Es ist
ein Eingeständnis der Hilflosigkeit – das Eingeständnis, keine
Regierung mehr zu sein. So sehen es Merkels Kritiker in der
Fraktion.
In der Fraktionssitzung verlassen immer mehr Abgeordnete
demonstrativ ihre Plätze – fast die gesamte erste Reihe ist weg.
Nur der frühere Innenminister
Hans-Peter Friedrich (CSU), alles andere als ein
Merkel-Anhänger, sitzt noch da. Die Kanzlerin wendet sich ihm in
überraschend freundlichem Ton zu: "Wenigstens einer ist ja noch
geblieben." Friedrich sehnt sich nach einer Autorität in diesen
Tagen. Einen wie Wolfgang Schäuble, den könnte er sich als
Nachfolger von Merkel gut vorstellen.
Die Fronten sind starr – hier das Kanzleramt, dort die Experten.
Sie machen sich große Sorgen. Unter hochrangigen
Sicherheitsbeamten des Bundes kursiert eine Analyse, die deutlich
warnt: Die deutschen Sicherheitsbehörden "sind und werden nicht
in der Lage sein, diese importierten Sicherheitsprobleme und die
hierdurch entstehenden Reaktionen aufseiten der deutschen
Bevölkerung zu lösen".
Die Regierung beginnt, sich auf eine weitere Eskalation der Lage
vorzubereiten. Die Sicherheitsbehörden warnen davor, dass die
Flüchtlinge derzeit immer schneller
über den Balkan nach Mitteleuropa kommen. Die
"Durchlaufzeit" habe sich "weiter verkürzt".
Europas Deal mit Erdogan – Zugeständnisse
aus der Not
Um den unkontrollierten Flüchtlingsstrom
einzudämmen, braucht Europa die Hilfe der Türkei. Das weiß auch
der türkische Präsident Erdogan und stellt hohe Ansprüche.
Diese Zugeständnisse stehen im Raum. Quelle: Die Welt
Merkel umgarnt nun die Türkei, viele Flüchtlinge im Land zu
halten. Mitten im Wahlkampf dort besucht sie den Präsidenten
Erdogan – und befördert ihn zu Europas Schleusenwärter. Kritiker
sehen in dem Besuch eine Wahlkampfhilfe für Erdogans AKP, die
wenig später die absolute Mehrheit erobert. Merkel will sich
selbst nicht die Finger schmutzig machen und setzt auf eine
europäische Lösung. Aber Türken und Griechen sind sich nicht
einmal über gemeinsame Seegrenzen einig. Dabei wäre mit ein paar
Marineschiffen das gute Dutzend griechischer Inseln gegen
Schleuserboote durchaus abzuriegeln. Man könnte die Flüchtlinge
zur türkischen Küste zurückbringen – aber niemand tut es.
In einem vertraulichen Lagebild "Illegale Migration" spielt das
Gemeinsame Analyse- und Strategiezentrums illegale Migration
(Gasim) das Szenario durch, dass die Balkanstaaten
ihre Grenzen schließen. Ein mögliches "Stürmen der Grenzen" wird
darin beschrieben. Eine "Sackgasse" auf der Balkanroute ohne
europäische Unterstützung könnte "Panik und Chaos bei Migranten
und Behörden" auslösen. Die Sicherheitsbehörden warnen vor "ghost
ships", die von der Türkei direkt Kurs auf Italien nehmen
könnten.
November 2015: Wir tun was
Seit über einem Jahr sucht die Regierung nun nach Antworten. Noch
immer fehlt ihr ein wenigstens grober Überblick. Niemand weiß,
wie viele Flüchtlinge sich überhaupt in Deutschland aufhalten.
Oder wie viele Asylheime es mittlerweile gibt. Es sind wohl
Tausende. Und vor allem weiß keiner, wie viele Flüchtlinge noch
kommen werden.
Wer solche Fragen dem Büro des Flüchtlingskoordinators stellt,
erhält einen Rückruf aus dem Bundesinnenministerium. Altmaier
koordiniert. Aber was genau tut er?
An diesem Mittwoch verlässt der Kanzleramtschef endlich das
Raumschiff Berlin. Die Flüchtlinge im Landkreis Passau begrüßen
Altmaier mit Applaus. "Where do you come from?", fragt er die
Menschen. "How long was the journey?" Den Bewohnern vor Ort
verspricht er, die Lage bald wieder erträglicher zu machen.
Am vergangenen Donnerstag hat sich die Koalition nach
wochenlangen Querelen nun auf die
Einrichtung von Registrierzentren geeinigt. War das
der erste Schritt, die Krise endlich in den Griff zu kriegen? War
es die politische Entscheidung, auf die die Sicherheitsbehörden
gewartet haben, die Landräte, Bürgermeister, Helfer – und die
Wähler? Wird diese Ankündigung irgendwen abhalten, die Reise ins
gelobte Deutschland anzutreten?
Dieser deutsche Herbst ist noch lange nicht vorüber. Eben kommt
aus Brüssel die neueste Prognose für 2016: Drei Millionen
erwartet Europa im nächsten Jahr.
Quelle: http://www.welt.de/politik/deutschland/article148588383/Herbst-der-Kanzlerin-Geschichte-eines-Staatsversagens.html
No comments:
Post a Comment