AfD-Nazi-Vergleich vor Berlin-Wahl Michael Müllers gefährlicher Alarmismus
Denn wenn man Müllers Text liest, könnte man auf den Gedanken kommen, braune Horden stünden vor den Toren der Stadt und seien am Sonntag ab 18 Uhr bereit zum Einmarsch durch das Brandenburger Tor. Die „Nazis besetzen das Symbol der Freiheit, das Brandenburger Tor" schreibt er – und fasst damit die AfD und die rechtsextreme Bewegung der Identitären zusammen.
Deren Anhänger demonstrierten tatsächlich unlängst auf dem Tor. Aber Michael Müller droht eben auch, zehn bis 14 Prozent AfD würden auf der ganzen Welt als „Zeichen des Wiederaufstiegs der Rechten und Nazis in Deutschland gewertet werden" – und das in Berlin, nicht irgendeiner Stadt, sondern der, die sich „von der Hauptstadt Adolf Hitlers und Nazideutschlands" zum Symbol der Freiheit entwickelt hat.

Die Beweggründe der AfD-Wähler sind inzwischen durchleuchtet. Viele fühlen sich von den klassischen Parteien missachtet, abgehängt, kaputten Strukturen ausgeliefert. Mecklenburg-Vorpommern hat es gerade wieder gezeigt: Geschlossene Schulen, ausgedünnte Verwaltungszentren, kein Arzt im Ort, keine Arbeit, Landflucht – da wird die AfD vorwiegend gewählt. Es ist klassische SPD-Wählerschicht, kleine Leute, die sich aus Angst, alles zu verlieren und nicht gehört zu werden, von der SPD abwenden und Zuflucht bei der AfD suchen.
SPD stellt auch CDU außerhalb des demokratischen Parteienbogens
Ans Heuchlerische grenzt, wenn Müller empört ausruft, er sei es leid, dass man „Rassismus, Intoleranz und Menschenfeindlichkeit nicht mehr benennen kann, ohne dass einem die Nazikeule vorgeworfen wird". Auch hier irrt der Regierende Bürgermeister. All das darf, soll er verurteilen, wie jeder aufrechte Demokrat. Nur: Solche Etiketten allen AfD-Wählern anzuheften, wie er es tut, ist zu durchsichtig. Wahlkampfmanager Frank Stauss verstärkt das noch, wenn er vor der angeblichen Mobilisierungskraft der „Berliner Stahlhelm-CDU" warnt. Damit stellt die SPD-Spitze auch ihren jetzigen Koalitionspartner letztlich außerhalb des demokratischen Parteienbogens.Der von Michael Müller geführte Senat aus SPD und CDU hat in Umfragen die geringsten Zufriedenheitswerte aller Landesregierungen. An der AfD liegt das nicht. Da sollten besser jene in den Spiegel schauen, denen, in letzter Minute, jedes Mittel der Mobilisierung recht ist.
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/afd-nazi-vergleich-vor-berlin-wahl-michael-muellers-gefaehrlicher-alarmismus/14553616.html
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