Mohamed will aus Litauen fliehen: "Die Sozialhilfe ist zu niedrig" - Jetzt will er nach Deutschland
Über das EU-Quotensystem wurde der Syrer Mohamed Ali Abdula nach Litauen verteilt. Mohamed verabscheut das Land jedoch, weil die Sozialhilfe viel niedriger ist als in Deutschland. Einwanderer aus der Dritten Welt fliehen nun reihenweise aus Litauen in andere EU-Länder, wo deutlich mehr Sozialhilfe ausgezahlt wird.
Vor einige Wochen landeten 20 Einwanderer aus Syrien am Flughafen Vilnius in Litauen. Die drei Familien, bestehend aus sechs Erwachsenen und 14 Kindern wurden direkt aus der Türkei eingeflogen.
Mohamed Ali Abdula und seine Familie kamen in das Migrationszentrum der Stadt Rukla. Die Familie besteht aus fünf Personen: Ein 36-jähriger Schneider, eine 29-jährige Hausfrau und drei Kinder. Kurz nach der Ankunft begann die Familie zu streiken. Sie weigerten sich ein Abkommen für Integration in Litauen zu unterschreiben. Stattdessen forderten sie kostenlose Flugtickets nach Kanada.
Ali Abdula erklärte dem litauischen TV-Sender LNK, warum sie Litauen nicht mögen.
"Ich kenne die Standards des Gesundheitssystems nicht. Weil ich mich krank fühle, werde ich wohl nicht arbeiten können. Dann kann ich aber meine Familie in diesem Land nicht versorgen. Verstehen Sie, wie soll ich hier leben und meine Familie versorgen? Ich benötige ärztliche Hilfe und sollte zuhause bleiben, ich kann nicht arbeiten. Die Sozialhilfe hier wird vermutlich nicht für unsere Unterkunft und andere Ausgaben reichen", sagt Ali Abdula.
Vor einigen Wochen klang er jedoch ganz anders, wie litauische Medien berichten.
"Wenn es Angebote gibt, kann ich arbeiten. Egal was", sagte er damals.
Jetzt ist sich Ali Abdula sicher: Die UN hat ihn betrogen.
"Sie sagten mir, dass auch Litauen Flüchtlinge aufnimmt. Die wichtigste Frage für mich war hierbei, dass es wirklich genauso ist wie in Deutschland, Schweden und anderen EU-Ländern. Sie versicherten mir, dass Litauen zu den Ländern der A-Klasse gehört. Aber als der Chef des Zentrums mir erklärte, wie der Integrationsprozess abläuft, wurde mir bewusst: Ich bin hier an der falschen Stelle gelandet. Das Niveau der Sozialhilfe ist viel zu niedrig", sagte er.
Nach einigen Tagen gab der Syrer nach und unterschrieb das Abkommen. Man hatte ihn in mittlerweile aufgeklärt, was passieren würde, wenn er nicht unterschreibt.
"Es wurde mit der Zeit deutlich, dass ansonsten eine Rückreise in Frage kommt. Nicht nach Syrien, sondern in die Türkei. Ich würde sie nicht in ein Kriegsgebiet abschieben", sagte Sozialministerin Algirdas Šešelgis.
Währenddessen gelang einer weiteren Einwanderer-Familie die Flucht aus Litauen. Es handelte sich um eine syrische Familie von zwei Erwachsenen und drei Kindern. Der Vater hatte einen Arbeitsplatz im Bauwesen und konnte die Familie versorgen. Vor einer Woche stellte das Rote Kreuz fest, dass sie sich nicht mehr in Litauen befinden. Der derzeitige Aufenthaltsort der Familie, die vor vier Monaten aus einem türkischen Flüchtlingslager kam, ist nicht bekannt. Der Familie erhält für weitere drei Wochen Sozialhilfe. Wenn sie nicht zurückkehren, wird ihnen keine Sozialhilfe mehr ausgezahlt.
Laut der katholischen Hilfsorganisation Caritas haben viele Einwanderer in Litauen wenig Kenntnisse über das Land. Viele glauben, die Sozialhilfe sei genauso hoch wie Deutschland oder Schweden.
"Wenn Menschen hierherkommen, müssen sie sich erst mit der Situation im Land vertraut machen. Wie ist der Arbeitsmarkt in Litauen? Wie ist die wirtschaftliche Lage? Wie ist die Kultur? Das sind alles wichtige Fragen. Die Menschen sind dann natürlich geschockt. Das ist ganz normal, die allermeisten sind geschockt", sagt die litauische Caritas-Vorsitzende Ilma Skuodene.
Die erste Flüchtlingsfamilie, die aus Litauen geflohen war, kam aus dem Irak. Die Familie befindet sich mittlerweile in Schweden und erhält keine litauische Sozialhilfe mehr, den Asylstatus behält sie jedoch. Die Migrationsbehörden erlauben einen Auslandsaufenthalt für Flüchtlinge von bis zu sechs Monaten.
Litauen hat sich zur Aufnahme von 1.105 Einwanderern auf zwei Jahre verpflichtet. Momentan befinden sich 100 Asyleinwanderer aus Syrien und Irak in Litauen.
Quelle: http://www.freiezeiten.net/Mohamed-flieht
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